No sports! Without values.

Sportlich zu sein, bedeutet in unserer Gesellschaft sich körperlichen Aktivitäten zu widmen, die einer bestimmten Sportart zugeordnet werden. Dabei ist Sportlichkeit vielmehr eine Haltung, die mit entsprechenden Werten verknüpft ist.

Der berühmt gewordene Ausspruch „No sports!“ des legendären englischen Prime Minister wird besonders gerne von Sportgegnern verwendet. Dieser Sager ist aber bewiesenermaßen so nie gefallen. Winston Churchill war nicht nur ein begnadeter Reiter, er focht, schwamm, boxte und spielte leidenschaftlich gerne Polo. Abgesehen davon verfolgte er auch politisch sehr sportliche Ziele. Vom einfachen Abgeordneten im Unterhaus über das Schatzamt, das Innenministerium und zahlreichen Regierungsämtern führte sein Karriereweg bis zum zweimaligen Premierminister. Den Auszeichnung Literatur-Nobelpreis gab es obendrauf.

Sport hat mit Herausforderungen zu tun. Etwas sportlich zu nehmen, hat vor allem mit unserem Wertehaushalt zu tun. Begeisterung, Freiheit, Motivation, Agilität, Anerkennung, Ausdauer, Entschlossenheit und Erfolg sind klassische Werte, die wir einer sportlichen Haltung zuordnen. Die Summe unserer Werte zeichnen letztendlich dafür verantwortlich, wie wir unser Leben ordnen, wie wir es gestalten und welche Entscheidungen wir treffen. Und wie wir mit Menschen und Situationen umgehen.

Im Moment scheint sich unser Sportsgeist immer mehr von dem daran geknüpften Wert „Fairness“ zu entfernen. Ein Kampf der Extreme ist gerade im Gange und reift langsam zu einer anti-olympischen Haltung. Getreu dem Motto „Dagegen sein ist alles!“ Der scheinbar unaufhaltsame Drift an die jeweiligen Ränder – oder besser – entgegengesetzte Pole, entfernt uns immer mehr voneinander. Extreme Positionen und extreme Entscheidungen fördern extremistische Entwicklungen auf beiden Seiten. Der gesellschaftliche Äquator gleicht einem Niemandsland, deren Grenze nicht mehr überschritten werden darf, sobald man sich für eine Seite entschieden hat.

Jeder will gewinnen, aber mit welchen Methoden?

Beim Sport steht das Gewinnen an erster Stelle, der Zweite ist der erste Verlierer. So nehmen
viele die Welt heute – nicht nur im sportlichen Kontext – wahr. Gewinnen um jeden Preis heißt nichts anderes, als zu tricksen, sich und andere zu betrügen, sich unlauter Vorteile zu verschaffen, welche die gegebenen Rahmenbedingungen, Einflüsse und Limitationen außer Kraft setzen sollen. Doping auf allen Ebenen, nur um als Sieger das Letzte zu sein. Unsportlichkeit bis ins Mark! Die viel schönere und für uns Menschen verträglichere und verbindende Form wäre das sich sportliche Messen, um zu sehen, wo man im Vergleich steht. Und um sich weiterzuentwickeln, um besser zu werden und um an sich selbst zu wachsen. Vielleicht ist das sogar die größte sportliche Leistung, die wir in unserem Leben erreichen könn(t)en.

Tom Stadlmeyr

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